People Pleaser sind Menschen, die es allen recht machen wollen und ihre eigenen Bedürfnisse permanent hinten anstellen. Sie streben nach Anerkennung und Harmonie. Ihre größte Angst ist es, nicht gemocht oder verlassen zu werden. Zweifelsohne ist das eine toxische Kombination – beruflich wie privat. Denn eine Führungskraft, die sich nur nach den Bedürfnissen der Mitarbeiter richtet, um beliebt zu sein, wird sich schwer tun, unternehmerische Entscheidungen durchzusetzen. Privat gerät man schnell in eine emotionale Abhängigkeit.
Meist entwickelt sich ein solch ungesundes Verhaltensmuster bereits in der Kindheit. Wer gelernt hat, mehr zu geben als zurückzubekommen, nimmt das mit ins Erwachsenenalter. Die Folge: körperliche und emotionale Erschöpfung. Die Angst vor Ablehnung und dem Verlassen werden bleibt, egal wie sehr man sich verausgabt. Hinter ihr steckt eines der elementaren Bedürfnisse des Menschen: der Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung.
Der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Erik H. Erikson prägte den Begriff des »Urvertrauens« in seinem entwicklungspsychologischen Modell der psychosozialen Krisen. Die Angst vor Zurückweisung oder dem Verlassenwerden spielt hier eine große Rolle. Im ersten Stadium, das er dem ersten Lebensjahr zuordnete, geht es um die Verlässlichkeit der Bezugspersonen für das Kind. Wenn elementare Bedürfnisse nach körperlicher Nähe, Sicherheit, Geborgenheit oder Nahrung nicht erfüllt werden, entwickelt das Kind Bedrohungsgefühle. Die Angst vor Liebesentzug und das Gefühl des Alleingelassenseins machen sich breit. Die erlebte Hilflosigkeit und der Kontrollverlust können darin resultieren, dass sich ein Ur-Misstrauen statt eines Ur-Vertrauens ausbildet.
Ist das Misstrauen nur mittelmäßig ausgeprägt, führt das zu vorsichtigem, zurückhaltendem Verhalten. Je größer die Angst vor Zurückweisung ist, desto höher fallen die Anstrengungen aus, Erwartungen anderer zu erfüllen. Fatalerweise wächst die Angst vor Ablehnung und die Gefahr besteht, dass man sein Gegenüber mit seiner eigenen Unsicherheit »ansteckt«. So kommt es zur selbst erfüllenden Prophezeiung. Die Angst vor Kritik oder ablehnenden Worten stabilisiert sich immer weiter. Angst vor Kritik macht uns besonders empfindlich für Hierarchien oder die Legitimation von Autorität, wenn es darum geht den eigenen Status zu festigen oder zu verbessern.
Fünf Anzeichen dafür, dass Sie womöglich ein People Pleaser sind:
- Es fällt Ihnen schwer, »Nein« zu sagen.
- Sie fühlen sich für die Gefühle anderer verantwortlich.
- Sie übernehmen ständig die Aufgaben von anderen.
- Sie laufen permanent mit einem schlechten Gewissen herum.
- Sie wollen von allen gemocht werden.
Hilfsbereitschaft und Fürsorglichkeit sind sicherlich tolle Eigenschaften, aber nicht auf Kosten der eigenen physischen wie psychischen Gesundheit. Als People Pleaser sollten Sie lernen, sich und Ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen. Ein erster Schritt kann sein, bei der nächsten Bitte, die an Sie herangetragen wird, erst zu überlegen:
Kann ich das tun? – Habe ich genügend Zeit und Energie dafür?
Will ich das tun? – Habe ich auch Lust dazu?
Muss ich das tun? – Gibt es objektiv Gründe dafür, warum ich es nicht ablehnen kann?
Trauen Sie sich, einen Wunsch auch schon mal abzulehnen. Sie werden erstaunt sein, wie gut Ihr Umfeld mit einem Nein umgehen kann.
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Autorin: Elke Antwerpen